Baclofen, ein GABA-B-Agonist, reduziert Risikobereitschaft und offenbart Zusammenhänge zwischen Reaktionen des Gehirns auf drogenbedingte Schlüsselreize und die Risikobereitschaft bei kokainabhängigen Patienten (Drug and alcohol dependence, 2014)

Baclofen, a GABA B Agonist, reduces risk-taking and reveals the relationship between brain responses to drug cues and risk-taking in cocaine-addicted patients (Drug and alcohol dependence, 2014)
Autoren: Kimberly A. Young, Y. Li, D.C.S. Roberts, C. Lejuez, Teresa R. Franklin, Jesse Suh, M. Goldman, Kyle M. Kampman, Reagan R. Wetherill, C.P. O’Brien, Anna Rose Childress
Mit teilweise auf Deutsch übersetzten Kapiteln (Übersetzung: baclofen.wiki).
(pp, 11.10.2014)

Deutsche Übersetzung des englischen Abstracts

Ziele: Bei Kokainabhängigkeit wird risikoreiches Verhalten trotz möglicher negativer Folgen beobachtet. Wir untersuchten die Wirkung von Baclofen (BAC) – einem GABA-B-Agonisten, der für Veränderungen des Motivationsverhaltens im Zusammenhang mit Drogen und Belohnungsdenken bekannt ist – bezüglich der Risikobereitschaft bei kokainabhängigen Patienten. Uns interessierte dabei auch die Beziehung zwischen den neuralen Reaktionen auf Kokain-Schlüsselreize und Risikobereitschaft. Wir stellten die Hypothese auf, dass die Risikobereitschaft (1) bei mit BAC-behandelten Patienten vermindert ist und (2) positiv mit den neuralen Reaktionen in den für Bewertung, Belohnung und Risiko zuständigen Regionen auf die Schlüsselreize korreliert.
Methoden: Nach randomisierter Aufteilung der Patienten in zwei Gruppen (BAC 20 mg t.i.d.; n = 8) und Placebo (PBO; n = 10) wurde die Risikobereitschaft in der ersten Behandlungswoche mittels Balloon Analogue Risk Task (BART) gemessen. Zwischen Tag 7 und 10 der Behandlung kam BOLD fMRT für die Messung der Hirnreaktionen auf kokainbezogene und Vergleichs-Schlüsselreize zum Einsatz. Mithilfe von Regressionsanalysen wurde nach Zusammenhängen von Kokain-Schlüsselreizen und BART-Scores gesucht.
Ergebnisse: Die Risikobereitschaft war in der BAC-Gruppe geringer als in der Placebogruppe (t = 2.16, p < 0,05). In beiden Gruppen wurde eine positive Korrelation zwischen Risikobereitschaft, dem kaudalen orbitofrontalen Kortex (OFC) und der Amygdala-Aktivierung als Reaktion auf Kokain-Signale gefunden. In der mit Baclofen behandelten Gruppe indes fanden sich auch umgekehrte Korrelationen zwischen Risikobereitschaft und seitlicher OFC-Aktivierung.
Schlussfolgerung: Es wurde zum ersten Mal gezeigt, dass ein GABA-B-Agonist die Risikobereitschaft reduziert. Diese Ergebnisse liefern auch den ersten neurophysiologischen Beweis dafür, dass es einen Zusammenhang zwischen Reaktionen auf Drogen-Schlüsselreize und Risikobereitschaft bei abhängigen Personen gibt. Weil die Risikobereitschaft in der BAC-Gruppe – nicht aber in der PBO-Gruppe – auch umgekehrt mit der seitlichen OFC-Reaktivität korrelierte, könnten unsere Daten darauf hinweisen, dass BAC die Bewertungsprozesse im Belohnungssystem positiv beeinflusst und somit die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls möglicherweise verringert. (pp)

Abstract im englischen Original

Aims: Cocaine addiction is associated with the display of high-risk behaviors despite potential negative consequences. We examined the effects of baclofen (BAC) – a GABA B agonist known to modulate motivation in the context of drug reward – on risk-taking in cocaine-addicted patients. We also examined the relationship between the neural response to cocaine cues and risk-taking. We hypothesized that risk-taking would be (1) reduced in BAC-treated patients and (2) positively related to the neural response to drug cues in regions involved in the evaluation of reward and risk.
Methods: Patients were randomized to receive BAC (20mgt.i.d.; n = 8) or placebo (PBO; n = 10). Risk-taking behavior was assessed in the first week of treatment using the Balloon Analogue Risk Task (BART). Between days 7 and 10 of treatment, event-related BOLD fMRI was used to measure brain responses to cocaine-related and comparison cues. Regression analysis was used to examine correlations between brain responses to cocaine cues and BART scores.
Results: Risk-taking behavior was lower in BAC- than PBOtreated patients (t = 2.16, p < 0.05). In both groups, risk-taking was positively correlated with caudal orbitofrontal cortex (OFC) and amygdala activation in response to cocaine cues. In the BAC group only, inverse correlations were also observed between risk-taking and lateral OFC activation.
Conclusions: This is the first demonstration that a GABA B agonist reduces risk-taking. These results also provide the first neurophysiological evidence that drug cue reactivity is associated with risk-taking in addicted individuals. As risk-taking was inversely related to lateral OFC reactivity in BAC-, but not PBOtreated patients, our data suggest that BAC may enhance reward valuation processes to reduce risky behavior and could therefore reduce the likelihood of relapse.

Kein Volltext verfügbar, bislang wurde nur der Abstract veröffentlicht (pp, 11.10.2014).
Link zum englischen Abstract

 

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