Baclofen und die Behandlung der Alkoholabhängigkeit: Zusammenhang zwischen Alkohol- und Baclofen-Dosis und dem Auftreten schwerer Sedierung (European Neuropsychopharmacology, 2015)

Baclofen For Alcohol Dependence: Relationships Between Baclofen And Alcohol Dosing And The Occurrence Of Major Sedation (European Neuropsychopharmacology, 2015)
Autoren: Benjamin Rolland, Julien Labreuche, Alain Duhamel, Sylvie Deheul, Sophie Gautier, Marine Auffret, Baptiste Pignon, Thomas Valin, Régis Bordet & Olivier Cottencin
(pn, 06.06.2015)

Diese Veröffentlichung wird auch in einem Kommentar in der Rubrik „Schwerpunkte“ erwähnt, dessen Lektüre im Kontext empfehlenswert ist.

Abstract (Englisch)

High-dose baclofen, i.e., 300 mg/d or more, has recently emerged as a strategy for treating alcohol dependence. The impact that the co-exposure of large amounts of alcohol and baclofen has on sedation is unclear.

In a prospective cohort of 253 subjects with alcohol dependence, we collected daily alcohol and baclofen doses across the first year of baclofen treatment and the monthly maximum subjective sedation experienced by each patient (0–10 visual analog scale). For each patient-month, we determined the average weekly alcohol consumption (AWAC; standard-drinks/week) and the maximum daily dose of baclofen (DDB; mg/d). The occurrence of an episode of major sedation (EMS) during a patient-month was defined as a sedation score ≥7. The relationship between the EMS occurrence and the concurrent AWAC and DDB was investigated using a generalized estimating equation model.

In total, 1528 patient-months were compiled (70 with an EMS). Univariate analyses demonstrated that the rate of patient-month to EMS increased gradually with AWAC (p<0.001), from 0.9% for AWAC=0 to 9.4% for AWAC>35. There was also a significant gradual risk for EMS associated with DDB (<0.001). Multivariate analysis demonstrated a significant interaction between DDB and AWAC on EMS risk (p=0.047). Each 20 mg/d increase in DDB was associated with an OR of EMS in AWAC>35 of 1.22 (95%CI, 1.08–1.38) versus 1.11 (95%CI, 0.96–1.29) in AWAC=1–35, and 0.95 (95%CI, 0.76–1.19) in AWAC=0. The level of sedation observed in patients using baclofen for alcohol dependence appears to directly depend on the immediate doses of both the baclofen and the alcohol.

Link zum frei zugänglichen englischen Abstract
Englischer Volltext auf Anfrage

Deutsche Übersetzung des Abstracts

Die Therapie mit hoch dosiertem Baclofen (z.B. über 300 mg / Tag) zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit wird in letzter Zeit vermehrt praktiziert. Die Auswirkungen von gleichzeitig hoher Baclofen- und Alkoholdosis auf das Auftreten von Sedierung ist indes unklar.

In der von uns untersuchten Patientengruppe von 253 Alkoholabhängigen erhoben wir im deren ersten Jahr der Behandlung sowohl deren tägliche Baclofen-Dosis als auch deren täglichen Alkoholkonsum und das monatlich aufgetretene Maximum an Sedierung, welches die Patienten anhand einer analogen Skala von 1 – 10 angeben konnten. Für jeden Patienten ermittelten wir den durchschnittlichen wöchentlichen Alkoholkonsum (AWAC; average weekly alcohol consumption; standard-drinks/week) und die maximale tägliche Baclofendosis (DDB; daily dose of baclofen; mg/d). Das Auftreten eines Falles von schwerer Sedierung (EMS; episode of major sedation) innerhalb eines Patientenmonats wurde mit dem Sedierungs-Score ≥ 7 gleichgesetzt. Die Beziehung zwischen dem Auftreten eines EMS und den gleichzeitigen AWACs respektive DDBs untersuchten wir mit einem „generalized estimating equation model“

Es wurden total 1‘528 Patienten-Monate ausgewertet, darunter 70 mit einem EMS, d.h. dem Auftreten eines Falles von schwerer Sedierung. Ein univariable Analyse ergab, dass die Wahrscheinlichkeit von Patientenmonaten mit EMS signifikant (p<0.001) und gradweise mit dem AWAC (Durchschnittlicher wöchentlicher Alkoholkonsum) anstieg, nämlich von 0.9% für AWAC = 0 bis zu 9.4% für AWAC >35. Es ergab sich ebenfalls ein signifikant (p<0.001) und graduell erhöhtes Risiko von EMS in Anbetracht der DDB (Maximale tägliche Baclofendosis).

Eine multivariable Analyse ergab ebenfalls einen signifikanten (p=0.047) Zusammenhang zwischen EMS und gleichzeitig ausgewertetem AWAC respektive DDB. Jede Baclofen-Dosiserhöhung um 20 mg / Tag ging einher mit einem erhöhten Risiko von EMS bei AWAC > 35 von 1,22 (95%CI, 1.08–1.38) gegenüber 1.11 (95%CI, 0.96–1.29) bei AWAC = 1–35 und 0.95 (95%CI, 0.76–1.19) bei AWAC = 0.

Das Vorkommen einer schweren Sedierung bei Patienten, welchen Baclofen zur Behandlung der Alkoholabhängigkeit verschrieben wird, scheint direkt von der jeweiligen Dosis, d.h. von derjenigen von Alkohol und der von Baclofen abhängig zu sein.

(Übersetzung: baclofen.wiki)

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