Selbst-Intoxikation mit Baclofen von alkoholabhängigen Patienten mit komorbider psychiatrischer Erkrankung: Fälle aus der Notaufnahme (Alcohol and Alcoholism, 2014)

Self-Intoxication with Baclofen in Alcohol-Dependent Patients with Co-existing Psychiatric Illness: An Emergency Department Case Series (Alcohol and Alcoholism, 2014)
Autoren: Nicolas Franchitto, Fanny Pelissier, Dominique Lauque, Nicolas Simon & Christophe Lançon
(pp, 04.04.2015)

Diese Veröffentlichung wird auch in einem Kommentar in der Rubrik „Schwerpunkte“ erwähnt, dessen Lektüre im Kontext empfehlenswert ist.

Abstract im englischen Original

Aims: The aim of the study was to describe the characteristics and management of alcohol-dependent patients with co-existing psychiatric illness seen after self-intoxication with oral baclofen in an emergency department (ED).
Methods: A retrospective review of medical records of such patients over a 12-month period from January 2012.
Results: Twelve such patients were identified, median age 39.5 years. The median supposed ingested dose of baclofen was 340 mg (range 140–800 mg). Three patients who had coingested benzodiazepines had a decreased level of consciousness (Glasgow Coma Scale <8) and flumazenil had been given to reverse coma. Blood alcohol concentration, requested for all patients, was positive in three (ranging from 153 to 495 mg/100 ml). Gastric lavage was performed in two cases. All patients made a full recovery. They were discharged from the ED or intensive care unit after psychiatric assessment.
Conclusion: Baclofen overdose affects the autonomic and central nervous system. Supportive care is symptom
based. Care should be taken when prescribing baclofen with other central nervous system depressants and to patients with past attempted
suicide.

Link zum frei zugänglichen englischen Volltext

Kommentierte Zusammenfassung von Baclofen-Wiki

In dieser Studie geht es vorwiegend um die Symptome, die bei alkoholabhängigen Patienten mit komorbider psychischer Erkrankung bei Baclofenintoxikation auf einer französischen Intensivstation festgestellt wurden. Der Median der eingenommenen Baclofenmenge lag bei 340 mg (R = 140-800 mg). Im Zeitraum von 12 Monaten gab es 12 Fälle. Vier Patienten waren komatös, einer krampfte, drei Patienten (von insgesamt fünf mit paralleler Benzodiazepineinnahme) wiesen eine fortgeschrittene Bewusstseinstrübung auf und bei vier Patienten wurde Hypertonie (>140/90 mmHG) diagnostiziert, wobei ein Patient dieser Gruppe angab, zuvor auch Kokain konsumiert zu haben. Anschließende EKG-Untersuchungen, Röntgenaufnahmen des Brustraumes (bei intubierten Patienten) und eine CT-Untersuchung bei dem Patienten mit Krampfanfall waren unauffällig. Der letzte Alkoholkonsum wurde seltsamerweise nicht eruiert. Als Fazit halten die Autoren fest, dass eine Baclofen-Überdosis eine Fülle von Symptomen nach sich ziehen könne (darunter Komazustände, eingeschränkte Eigenreflexe, eingeschränkte Reaktion auf Schmerzstimuli, Atemdepression und Bradykardie) und dass die Behandlung symptomorientiert erfolgen sollte. Ferner merken sie als Einschränkungen an, dass ihre Studie aufgrund des retrospektiven Charakters unvollständige Daten aufweist und gerade die Untersuchung der Baclofenkonzentration im Plasma (die nicht zur Standardanalyse ihres Klinikums gehöre) nur ungenaue Rückschlüsse auf die tatsächliche eingenommene Baclofendosis zulasse. Nicht außer Acht zu lassen sei auch der Aspekt, dass alle Patienten psychische Komorbiditäten aufwiesen und ein Großteil (10 von 12) bereits einen aktenkundigen Suizidversuch hinter sich hatte. (pp, 12.06.2016)

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