Tod eines alkoholabhängigen Patienten nach vorsätzlicher Medikamentenintoxikation: Spielte Baclofen eine Rolle? (European Addiction Research, 2014)

Death of an Alcohol-Dependent Patient following Intentional Drug Intoxication: Implication of Baclofen? (European Addiction Research, 2014)
Autoren: Elise Pape, Emilie Roman, Julien Scala-Bertola, Carine Thivilier, Lucie Javot, Franck Saint-Marcoux, Jean Yves Jouzeau & Nicolas Gambier
(pp, 03.06.2016)

Diese Veröffentlichung wird auch in einem Kommentar in der Rubrik „Schwerpunkte“ erwähnt, dessen Lektüre im Kontext empfehlenswert ist.

Abstract im englischen Original

Used in the treatment of spasticity at low doses, baclofen is also prescribed off-label at high doses for the treatment of alcohol dependence. Several cases of baclofen intoxication have been reported, but only 1 case deals with the treatment of alcohol dependence. Thus, we report the first death in the context of baclofen off-label use of an alcohol-dependent patient with a high blood baclofen concentration after intentional drug intoxication. The safety profile of baclofen in the treatment of alcohol dependence is reviewed and discussed, underlining the obligatory caution that may support any prescription of high doses of baclofen in this off-label indication and especially in patients with concomitant psychiatric disorders.

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Volltext auf Anfrage

Kommentierte Zusammenfassung von Baclofen-Wiki

In diesem Text geht es um einen 46-jährigen Mann, der von seinem Sohn zunächst zu Hause bewusstlos aufgefunden wurde und einige Stunden später auf der Intensivstation eines Universitätsklinikums an multiplem Organversagen verstarb. Der Sohn gab an, dass sein Vater sowohl depressiv als auch alkohol- und nikotinabhängig gewesen sei und bereits im Jahr zuvor einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Seine Abhängigkeit sei mit Baclofen, Oxazepam und Alimemazin behandelt worden. Wegen Verdachts auf eine vorsätzliche Medikamentenintoxikation wurde ein Drogenscreening (Blut und Urin) durchgeführt, bei dem Benzodiazepin im Urin und Baclofen im Blut nachgewiesen werden konnten. Auffällig: Während der Text an anderer Stelle sehr tief ins Detail geht und beispielsweise sämtliche Vitalzeichen und Blutwerte etc. bei den  Wiederbelebungsmaßnahmen auf den Kommawert genau beziffert, fehlen bei den Angaben zum Drogenscreening nicht nur die Höhe der Oxazepamkonzentration – sondern auch jedwede Hinweise auf eine weitere im Kontext nicht irrelevante Variable – nämlich den Blutalkoholgehalt (!). Ein Test auf Alkohol wurde also entweder „vergessen“ oder einfach nicht berichtet. Dafür ist man bei der Baclofenkonzentration wieder umso genauer: 3.3 µg/ml. Und nicht nur das:  Im Folgenden wird darüber spekuliert, wie viele Tabletten (resp. mg) das wohl gewesen sein müssten, denn aus anderen Fallberichten sei bekannt, dass Suizidversuche mit Baclofen bis 2.000 mg überlebt wurden. Da vor diesem Hintergrund dann wohl doch nicht so klar zu sein schien, dass Baclofen für den Tod verantwortlich gewesen ist, wurde der Titel „sicherheitshalber“ mit einem Fragezeichen versehen und abschließend „wenigstens“ angeprangert, dass die zum Teil recht hohen Dosierungen für Baclofen bei Alkoholabhängigkeit zur Folge hätten, dass Patienten über ein recht großes Tablettenkontingent verfügten, was – mit Blick auf mögliche Suizidversuche – bedenklich sei. (pp, 12.06.2016)

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